Ann-Kathrin schrieb am 02.08.2017:
11. August 2017
Kerstin schrieb am 23.12.2016:
24. August 2017

Ich habe im Oktober meine Tochter im Geburtshaus Dortmund entbunden, und die Geburt war wirklich sehr schön! Bereits der große Bruder durfte im (Münsteraner) Geburtshaus das Licht der Welt erblicken, auch diese Entbindung war ein schönes Erlebnis, und so war ich gespannt, inwiefern sich die beiden Entbindungen ähneln würden.

Da beide Kinder in Geburtshäusern zur Welt kamen, beschreibe ich vielleicht kurz beide Geburten, auch für den Vergleich erstes Kind – zweites Kind.

Die erste Schwangerschaft war eine rundherum entspannte Zeit! Ich war schön, gesund, agil, immer unterwegs und fühlte mich überhaupt nicht beeinträchtigt. Vielleicht genau deshalb hatte ich in der 31. Woche dann auch Senkwehen, d.h. das Baby rutschte sehr tief ins Becken, sodass der Gebärmutterhals verstrich und der Muttermund sich auch schon 2cm öffnete. Deshalb hieß es nun: liegen! Ab dem Termin 37+0 durfte ich wieder mobiler sein, aber da ließ der Nachwuchs dann auf sich warten. Eine Woche vor Termin wachte ich nachts gegen 1h auf, weil die Fruchtblase geplatzt war. Etwa eine Stunde später setzten dann auch die Wehen ein. Meine Hebammen hatten im Vorfeld gemeint „Ruhe bewahren, erstmal abwarten, vielleicht noch frühstücken“, so versuchte ich noch zu schlafen. Mein Mann war Gott sei Dank schon seit einigen Tagen zum Schlafen ins Wohnzimmer übergesiedelt, weil ich mich nachts so viel umherwälzte – den ließ ich erst einmal schlafen. Er hätte mich nur unnötig nervös gemacht. Gegen halb 5 waren die Wehen dann so stark und häufig (alle 5min) geworden, dass ich Unterstützung wollte, weckte meinen Mann und rief unsere Hebamme Brigitte an, die mich ins Geburtshaus rief. Um 5h fuhren wir los, um halb 6 waren wir da. Dann wurden die Wehen tatsächlich erst noch einmal schwächer und ich versuchte zu schlafen bzw. zu frühstücken. Schlafen konnte ich nicht mehr (aber mein Mann im Nebenzimmer), das Frühstück konnte ich auch nur wenige Minuten bei mir behalten, dann kam alles wieder raus, und einen schrecklichen Durchfall bekam ich obendrein – als wollte der Körper jetzt nicht noch zusätzlich verdauen müssen. Irgendwann wurden die Wehen dann richtig stark und ich versuchte zu tönen. Das ging aber nur bis zu einer gewissen Schmerzgrenze, ich glaube, das war wirklich einer der unangenehmsten Momente – da man noch nicht aktiv werden und mitschreiben durfte. Zur Schmerzlinderung ließ Brigitte mir die heiße Badewanne ein und tat das wirklich gut! Nachdem ich in der Wanne Platz genommen hatte, war für mich klar: Hier komme ich erst wieder mit Kind raus! Ziemlich schnell schritt die Geburt dann auch so weit fort, dass ich endlich mitschieben durfte, das war viel leichter zu ertragen. Bloß der letzte Teil, sprich: die Austreibung des Köpfchens, zog sich ewig hin. Immer wieder Millimeterfortschritte in den Wehen, und dann Zurückrutschen in den Wehenpausen. Zugleich hatte ich das Gefühl, es zerreißt mich total. (Wegen der Frühgeburtsbestrebungen hatte ich auch erst ab 37+0 mit der Dammmassage beginnen dürfen.) Endlich, nach gefühlt einer Stunde Köpfchen vor – Köpfchen zurück, meinte Brigitte dann, es sei jetzt mal an der Zeit noch ein bisschen mehr zu schieben. So sammelte ich noch einmal Kräfte, und endlich wurde der Kopf geboren. Mit der nächsten Wehe dann die Schultern und der Rest des kleinen Babys. Wie war ich glücklich! Um so mehr, als ich nun endlich auch erfuhr, dass es ein kleiner Junge war. Neun Monate lang hatte ich es mir gewünscht und auch im Gefühl gehabt, Gewissheit gab es erst jetzt (wir wollten uns überraschen lassen). Das war um 9h. Wir blieben noch in der Badewanne liegen (jetzt merkte ich so langsam auch, dass das Wasser nicht mehr wirklich warm war…) und warteten die Nachgeburt ab, solange blieb Frederik auf meinem Bauch unter einem Handtuch liegen. Tatsächlich war bei der ersten Geburt der Damm gerissen und ich musste genäht werden. Während Brigitte mich versorgte, konnten Papa und Sohnemann sich schon einmal miteinander bekannt machen. Danach durfte der kleine Mann an die Brust, der glückliche Papa saß staunend daneben und unsere Hebamme fuhr zum Bäcker frische Brötchen holen. Gegen 13h machten wir uns auf den Weg nach Hause, und im Laufe des Tages sammelte sich neben Staunen, Erschöpfung und einem gewaltigen Glücksgefühl vor allem auch der Stolz in mir an: Wahnsinn, das hat dein Körper geschafft!

Die zweite Schwangerschaft verlief so ganz anders als die erste. Mir war von Anfang an sehr übel, ich musste einen Monat wegen Krankheit im Krankenhaus verbringen und dann weiter Medikamente nehmen. Insgesamt war ich deutlich ruhiger und weniger unternehmenslustig – sodass dieses Baby sich nicht vorzeitig absenkte. Die Geburt verlief dann aber sehr doch ähnlich zur ersten. 10 Tage vor Termin wachte ich gegen 3h auf mit Zwicken und Zwacken im Unterleib, ich dachte mir „Vielleicht sind das die Senkwehen“ und ging zur Toilette. Auf dem Weg zurück ins Bett platzte tatsächlich meine Fruchtblase. Ich legte mich erstmal wieder hin und dachte mir, wie gut dass mein Mann das nicht mitbekommen hat (der schlief wiederum auf der Couch). Hatte er aber! Kam zu mir ins Zimmer, ließ sich berichten – und wurde nervös. Ob ich nicht die Hebamme anrufen wolle? Nein, sagte ich, das könne noch dauern, hätte es ja letztes Mal auch. Er solle sich noch schlafen legen. Versuchte er auch, kam aber nach 5min wieder. Ob ich sie wirklich nicht anrufen wolle? Es sei ja immerhin das zweite Kind, würde sicherlich schneller gehen. Außerdem werde er mich nicht fahren können, weil er ja bei Frederik bleiben müsse. (Wir hatten mit Julia und Sarah abgesprochen, dass sie mich holen würden.) Um halb 4 gab ich auf und rief Julia an. Eine knappe Stunde später war sie bei uns, untersuchte mich (ich war die ganze Zeit liegen geblieben, weil das Baby sich ja noch nicht gesenkt hatte) und um 5h fuhren wir los. Um halb 6 waren wir im Geburtshaus, und auch diesmal ließen die Wehen erst einmal wieder nach. Julia und ich machten es uns gemütlich, tranken Tee und plauderten und ich hatte selbst das Gefühl, dass es noch ziemlich lange dauern könnte, weil die Wehen so schwach und selten geworden waren. Da klingelte das Telefon, ein weiteres Pärchen kündigte sich an und ich sollte mir überlegen, in welchen Raum ich wollte. Vorsichtshalber in den mit Badewanne, dachte ich mir (aber die sollte ich später nicht brauchen). Tatsächlich legte ich mich dann auch noch einmal schlafen, das war wohl gegen 7h. Natürlich schlief ich nicht mehr richtig ein, aber es war doch sehr entspannend, einfach nur in Ruhe und Wärme da zu liegen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Das Licht war gedämmt, Julia hatte eine Kerze angezündet und mich zugedeckt. Sehr wohlig und gemütlich war es. Und es tat mir gut, noch einmal ganz alleine und bei sich zu sein. Ganz ehrlich: Ich hatte mich vom Anfang der Schwangerschaft an darauf eingestellt, dass ich diese Geburt alleine würde durchstehen müssen. Ob das gut oder schlecht sein würde, wusste ich nicht zu beurteilen. Bei der ersten Geburt hatte ich es sehr schön und wichtig gefunden, dass mein Mann dabei war. Auch wenn er nicht viel tun konnte, als mir alle 5min ein neues Glas Wasser an die Wanne zu bringen. Aber in diesem Moment dachte ich mir: doch, alleine ist auch gut. Um halb 9 schaute Julia rein und meinte, sie müsse einmal kurz hoch zu den Kindern und sei gleich wieder da. Na, und just in dem Moment ging es bei mir wieder los! Richtig starke Wehen und sehr regelmäßig alle 4min. Ich versuchte zu tönen und mich gleichzeitig zu entspannen und so weit und offen wie möglich zu machen – und merkte auch, dass mir das gelingt (in diesem Augenblick dachte ich mir: Da zahlt sich das regelmäßige Yoga und Meditieren doch aus, man bekommt einfach ein anderes Bewusstsein für Körper und Geist). Als Julia eine Viertelstunde später wieder da war, sah sie gleich, dass ich schon gut dabei bin. Sie schlug mir vor, im Vierfüßlerstand mit Pezziball aufs Bett zu gehen, und das erwies sich als sehr gut. Während ich bei der ersten Geburt noch stark auf Brigitte und ihre Anweisungen angewiesen war, fühlte ich mich diesmal viel sicherer und konnte eher meinem Körpergefühl vertrauen. Ich wusste einfach, ab wann ich mitschieben darf und wann ich wie stark und lange schieben soll. Tatsächlich ging es beim zweiten Mal so rasend schnell, dass ich selbst überrascht war! Schon nach der zweiten Presswehe sagte Julia, man könne das Köpfchen schon sehen und spüren, ich solle doch einmal fühlen. Mit der dritten Presswehe war das Köpfchen geboren und mit der nächsten auch der Rest des kleinen Babys. Da war es halb 10. Und da lag das Mäuschen dann plötzlich vor mir, klein und nackt und niedlich – und diesmal ein Mädchen, genauso wie ich es mir gewünscht hatte und wie ich es diesmal im Gefühl gehabt hatte (auch beim zweiten Kind hatten wir uns überraschen lassen). Ich nahm Theresa auf den Arm und wir kuschelten uns ins Bett. Sie durfte gleich an die Brust und dann riefen wir erst einmal den Papa an, der schon auf dem Weg ins Geburtshaus war, nachdem er Frederik in die KiTa gebracht hatte. In der Zwischenzeit machte Sarah uns ein Frühstück, zu dem der Papa rechtzeitig ankam. Leider musste ich auch diesmal genäht werden (aber bloß, weil Theresa mit ihrem Köpfchen zugleich auch ein Händchen durchgeschoben hatte). Während Julia mich versorgte, nahm der stolze Papa sein Mädchen auf den Arm. Danach ging ich unter die Dusche, und um 13.30h fuhren wir glücklich nach Hause.

Die beiden Geburten in beiden Geburtshäusern waren für mich und wohl auch für die Kinder sehr schöne und entspannte Erlebnisse. Ich habe mich in der gesamten Zeit sehr wohl und geborgen gefühlt und konnte mich, soweit das unter Wehen möglich ist, völlig entspannen. Und genau deshalb sind wahrscheinlich auch beide Geburten so leicht und problemlos verlaufen. Danke an Brigitte und Beate aus dem Münsteraner Geburtshaus, Danke an Julia und Sarah